Russische Versicherer sind weitestgehend von internationalen Rückversicherungsmärkten abgeschnitten, berichtet Jürgen Seiring, Geschäftsführer der VSMA. Hierdurch ergeben sich erhebliche Einschränkungen der Zeichnungskapazitäten. Sie können sich nur noch bei der staatlichen nationalen Rückversicherungsgesellschaft rückversichern, deren Kapital zwar durch die russische Nationalbank aufgestockt wurde, aber nicht für jedes Risiko ausreichend bemessen sein dürfte.

Alle russischen Direktversicherer sind per sofort verpflichtet, bei internationalen Rückversicherungen 50 Prozent der jeweiligen Risiken der staatlichen, nationalen Rückversicherungsgesellschaft anzudienen. Diese kann, muss aber die jeweiligen Risiken nicht in die Rückversicherung nehmen. Ausgenommen, es handelt sich um die Versicherer, die auf westlichen Sanktionslisten stehen (SOGAZ, Rossgostrakh, Sovkombank Strakhovanie). Diese können sich somit nur noch über die staatliche, nationale Rückversicherungsgesellschaft rückversichern.

Internationale Versicherer sowie Makler, welche angekündigt haben, sich wegen des Krieges in der Ukraine aus dem russischen Markt gänzlich zurückzuziehen, wurden seitens der russischen Zentralbank per 14.03.2022 mit einem Bann belegt. Das heißt, es wurde verboten, bei diesen Vertretern von „unfriendly states“ Versicherungen abzuschließen beziehungsweise sich von diesen betreuen zu lassen.

Diese Veränderungen haben voraussichtlich folgende Konsequenzen:
Alle internationalen Programmpolicen, aber auch die bei internationalen Versicherern abgeschlossenen Lokalpolicen können nicht mehr verlängert werden. Alle bereits abgeschlossenen beziehungsweise dokumentierten und bezahlten Policen sind jedoch noch bis zum jeweiligen Ablauf gültig. Sollten Policen noch nicht dokumentiert und bezahlt worden sein, erfolgt wahrscheinlich eine Kündigung durch die jeweiligen internationalen Versicherer in Russland. Es ist zu prüfen, inwieweit danach eine Deckung bei russischen Versicherern möglich oder sinnvoll ist.

Die im Ausland belegenen Muttergesellschaften russischer Firmen und deren Makler müssen entscheiden, ob und wie sie künftig noch Versicherungen in Russland abschließen und betreuen lassen wollen/können. Dafür wird es voraussichtlich erforderlich sein, die Verantwortung über den Abschluss und den Umfang lokaler Policen in Russland dem jeweiligen lokalen Management sowie rein russischen Servicepartnern zu übertragen.

Aufgrund der sich momentan fast täglich ändernden Rahmenbedingungen in Russland für den Abschluss und/oder die Aufrechterhaltung lokaler Deckungen können die VSMA-Servicepartner momentan für nichts garantieren. Die derzeit absolut unberechenbare politische sowie wirtschaftliche Situation in Russland zwingt diese, jegliche Haftung für mögliche Deckungslücken oder Probleme bei der Koordination internationaler Programme und der Schadenabwicklung abzulehnen, erläutert Seiring.

Aufgrund der beschriebenen Sachlage ergeben sich folgende unverbindliche Handlungsempfehlungen:
Aufgrund der Einschränkungen in der Rückversicherung sowie der völlig unklaren finanziellen Situation der nationalen russischen Rückversicherung sollten nur Risiken mit einer sehr geringen Exponierung beziehungsweise einem niedrigen PML (Possesive Maximum Lost) über rein russische Policen abgedeckt werden. Haftpflicht-Risiken sollten nach Möglichkeit über so genannte FINC-Klauseln abgedeckt werden.

Wenn russische Lokalpolicen installiert und/oder aufrechterhalten werden, sollten diese aufgrund des Verfalls des russischen Rubels in USD oder EUR abgeschlossen werden.

Mit der Betreuung lokaler Policen in Russland sollten perspektivisch nur noch rein russische Makler betraut werden, um das Risiko möglicher, politisch motivierter Restriktionen russischer Versicherer auf ein Minimum zu reduzieren.

Die VSMA steht mit ihren Kunden, die Tochtergesellschaften in Russland unterhalten, in engem Kontakt. Zögern Sie nicht und kommen bei Fragen auf uns zu!

 

Beitragsbild: TAM99PH / Shutterstock

Kontakt:
Herr Jürgen Seiring
VSMA GmbH – ein Unternehmen des VDMA
Telefon +49 69 6603-1653
jseiring@vsma.org

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