D&O-Versicherungssparte kommt nicht zur Ruhe

Die D&O-Versicherung schützt Organmitglieder bei möglichen Pflichtverletzungen vor ihrer gesetzlich vorgeschriebenen, unbeschränkten Haftung mit dem Privatvermögen. Ein entsprechender Versicherungsschutz hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Denn die Coronakrise und der Ukraine-Krieg fordern Organmitglieder schwierige Entscheidungen ab. Das erhöht das Schadenspotenzial. Geschäftsführer und Vorstände sollten sich daher jetzt intensiv mit dem Thema D&O auseinandersetzen.

Erste drastische Marktverhärtungen aufgrund der Coronakrise
Jahrelang gab es einen weichen D&O-Markt, der sich durch weitgehende Bedingungswerke, hohe Deckungssummenkapazitäten und niedrige Prämien auszeichnete. Aufgrund enormer Schadensfälle, wie zum Beispiel dem VW-Abgasskandal, forderten dann zuerst große Versicherer zum Umdenken auf. Die Argumentation: Das Prämienniveau sei nicht mehr marktgerecht. Zu den bisher üblichen Konditionen könne man keinen hinreichenden Versicherungsschutz für die Unternehmen zur Verfügung stellen. Eine Marktanpassung blieb zunächst dennoch aus, da vor allem kleinere Versicherungsunternehmen weiterhin weitreichenden Deckungsschutz zu günstigen Prämien angeboten haben.

Dann kam die Coronakrise – und traf viele Unternehmen empfindlich. Das bewegte nahezu alle Versicherungsunternehmen dazu, die Konditionen in der D&O-Versicherung anzupassen. Die Versicherer befürchteten, dass aufgrund der Pandemie weitere Schadenfälle und Unternehmensinsolvenzen, die zu Inanspruchnahmen der Organe führen können, eintreten würden. Die Folge war eine drastische Marktverhärtung. Diese zeigte sich durch die Reduzierung der Deckungssummen, wesentliche Deckungseinschränkungen und Prämienerhöhungen von bis zu 1000 Prozent.

Für die Organmitglieder ist dies besonders dramatisch. Gerade aktuell ist die D&O-Deckung wichtiger als je zuvor. Der Verzicht auf eine D&O-Versicherung ist daher keine Option.

Ukraine-Krieg lässt D&O-Markt nicht zur Ruhe kommen
Als sich nach gut zwei Jahren Coronakrise eine leichte Marktberuhigung andeutete, wurde die Welt von dem Ausbruch des Ukraine-Krieges überschattet. Sanktionen, steigende Energie- und Einkaufspreise sowie mangelnde Rohstoffe stellen viele Unternehmen vor neue Herausforderungen. Das lässt den D&O-Markt nicht zur Ruhe kommen. Einmal mehr müssen die Organmitglieder schwierige Entscheidungen treffen, um den Geschäftsbetrieb sicherstellen zu können. Die neue globale Lage wirkt sich auf das gesamte strategische Handeln aus. Dies gilt sowohl für die Auswahl der Mitarbeiter oder Vertragspartner als auch für die Überwachung der laufenden Prozesse und die allgemeine Organisation der Gesellschaft. Hinzu kommen immer größer werdende Compliance-Anforderungen. Fakt ist, dass die Wahrscheinlichkeit einer „falschen“ Entscheidung gestiegen ist und Organmitglieder bei Inanspruchnahmen schon für leichteste Fehler mit ihrem Privatvermögen haften müssen.

Aus Sicht der Versicherer bedeutet diese Situation ein größeres Haftungs- und somit auch Schadenspotenzial. Aktuell reagieren die Versicherer mit strengeren Sanktionsklauseln und intensiven Prüfungen der Beziehungen der Gesellschaften nach Russland, Belarus und in die Ukraine. Allerdings lässt sich nach derzeitigem Stand aus Sicht der D&O-Sparte nicht beobachten, dass die Versicherungsunternehmen erneut pauschale Prämienerhöhungen oder Deckungseinschränkungen fordern.

Fazit:
Zusammenfassend befinden wir uns weiterhin in einem bewegten D&O-Markt, der nicht zur Ruhe kommt. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg zwangen Organmitglieder teilweise zu neuem strategischen Handeln, um die Gesellschaften unbeschadet durch die Krisen zu führen. Die damit verbundenen zu treffenden Entscheidungen ziehen möglicherweise ein erhöhtes Haftungspotenzial nach sich und stehen unter strengster Beobachtung der Gesellschafter. Geschäftsführern und Vorständen kann daher nur empfohlen werden, sich intensiv mit dem Thema D&O auseinanderzusetzen und eine etwaige bestehende D&O-Deckung auf den Prüfstand zu stellen.

 

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