PFAS, Naturgefahren, Energiewende, Cyberattacken: Es gibt viele Herausforderungen, die den mittelständischen Maschinenbau aktuell beschäftigen. Die damit verbundenen Risiken haben eines gemeinsam: Sie können nur dann erfolgreich bewältigt werden, wenn Versicherer und Unternehmen eng zusammenarbeiten. Genau an diesem Punkt hapert es aber: Die Spannungen wachsen. Doch was sind die Ursachen dieser „Beziehungskrise“ und wie können die Versicherer das Vertrauen des Mittelstands zurückgewinnen?

Ausschlüsse statt Lösungen
Die wachsenden Spannungen zwischen Versicherern und mittelständischen Unternehmen resultieren aus einer zunehmenden Divergenz der Interessen. Die Versicherer fokussieren sich immer stärker auf Rendite, was sich in steigenden Prämien und sinkenden Kapazitäten widerspiegelt. Eine weitere Folge sind pauschale Ausschlüsse: Statt innovativ auf neue Herausforderungen zu reagieren, schließen viele Versicherer jedes neue Risiko kurzerhand aus. Auf globale Konflikte folgen Territorialausschlüsse, auf zunehmende Cyberbedrohungen umfassende Cyber- und Blackout-Klauseln und das von der EU geplante Verbot von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) wurde pauschal durch PFAS-Ausschlüsse in der Haftpflichtversicherung vorweggenommen – noch bevor das Verbot tatsächlich in Kraft tritt.

Diese zunehmende Ausschlusspraxis betrifft nahezu jedes neue Risiko. In den USA schließen Versicherer bereits AI-Risiken aus Standardpolicen aus („Silent AI“). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend auch Europa erreicht. Solche vorschnellen Ausschlüsse nach dem Gießkannenprinzip verärgern nicht nur die Kunden, sie blockieren auch eine konstruktive Zusammenarbeit. Denn neue Risiken und Technologien erfordern ein tief gehendes Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse. Unternehmen, die sich intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen, besitzen meist wertvolle Erfahrungen und exzellentes technisches Know-how – Ressourcen, die in die Risikoeinschätzung der Assekuranz einfließen und zu nachhaltigeren Lösungen beitragen könnten.

Ein gelungenes Beispiel für die positiven Ergebnisse einer solchen Zusammenarbeit sind die PFAS-Risikodialoge. Im letzten Jahr haben sich Branchenexperten und Versicherer an einen Tisch gesetzt, um die spezifischen PFAS-Risiken im Maschinen- und Anlagenbau genau zu analysieren. Das Ergebnis: differenzierte Ansätze, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. Eine Lösung, die nur durch Kooperation entstehen konnte. Mehr dazu lesen Sie hier.

Nachlassende Performance und schlechter Service
Ein weiteres zentrales Problem, das für Spannungen sorgt, ist der stetig nachlassende Kundenservice. Prozesse und IT-Entwicklungen bleiben bei vielen Versicherern hinter den Anforderungen zurück, der anhaltende Fachkräftemangel verschärft die Situation zusätzlich. Gerade während der Pandemie wurden frei werdende Stellen häufig nicht wieder besetzt, was zu akuten Personalengpässen führte. Die Folgen: Lange Bearbeitungszeiten, stockende Vertragsverhandlungen und ineffiziente Renewals sind heute an der Tagesordnung. Besonders gravierend sind die Verzögerungen bei der Schadenbearbeitung. Selbst Kleinschäden werden oft erst nach sechs Monaten oder mehr reguliert.

Für die mittelständischen Unternehmen hat diese Verschlechterung der Servicequalität erhebliche Konsequenzen. Lange Wartezeiten und unklare Zuständigkeiten bei Schadenmeldungen oder Vertragsfragen behindern den Betriebsablauf und verursachen vermeidbare Mehrkosten. Dies bremst den Mittelstand in wirtschaftlich angespannten Zeiten weiter aus und belastet das Vertrauensverhältnis. Viele Unternehmen berichten, dass sie sich von ihren Versicherern im Stich gelassen fühlen – ein Trend, der dringend gestoppt werden muss.

Steigende Anforderungen an die Versicherbarkeit 
Besonders problematisch sind die stetig steigenden Anforderungen an die Versicherbarkeit. Die Kunden müssen oft hohe Investitionen tätigen, um überhaupt versicherbar zu bleiben. So sind die Anforderungen der Sachversicherer an den Brandschutz in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Häufig wird etwa pauschal der flächendeckende Einbau von Brandmeldeanlagen verlangt, obwohl dies nach den Landesbauordnungen nicht immer erforderlich ist. Auch neue, schwer einschätzbare Risiken ziehen oft zusätzliche Auflagen nach sich: Rüstet zum Beispiel ein Unternehmen eine Autostore-Anlage nach oder überschreitet eine bestimmte Lagerhöhe, wird zur Aufrechterhaltung des Versicherungsschutzes eine Sprinkleranlage gefordert.

Diese und ähnliche Brandschutzvorgaben sind nicht nur ein erheblicher Kostentreiber, sondern auch ein echter „Showstopper“. In einer Zeit, in der die Unternehmen durch hohe Energiepreise, Überregulierung und Fachkräftemangel enorm unter Druck stehen, werden durch solche Auflagen und die damit verbundenen Investitionen zusätzliche Hürden aufgebaut, die viele Unternehmen über ihre Belastungsgrenze bringen. Dringend notwendige Investitionen in Zukunftstechnologien wie Photovoltaik oder AutoStore-Systeme, die auch für das Erreichen der Klimaziele unerlässlich sind, unterbleiben heute teilweise, weil zusätzliche Auflagen der Versicherer sie unwirtschaftlich machen.

Klimaziele versus Brandschutz: Zu hohe Anforderungen der Sachversicherer?

„Um die Energiewende zu meistern, brauchen wir einen regelrechten Investitionsboom – und der ist bislang nicht in Sicht. Es ist daher an der Zeit, dass sich Bauherren, Politik und Versicherer an einen Tisch setzen und gemeinsam Lösungen erarbeiten, um Investitionen für Unternehmen in Deutschland wieder attraktiver zu machen.“
Birger Jeurink, Geschäftsführer VSMA GmbH

 

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Zusammenarbeit ist der Schlüssel
Für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland ist nicht nur die Politik gefordert. Auch die Versicherungswirtschaft muss ihre Zusammenarbeit mit der Industrie intensivieren. Denn die heutigen Risiken sind so komplex und dynamisch, dass sie ohne eine vertrauensvolle Kooperation zwischen mittelständischen Unternehmen und Versicherern nicht angemessen adressiert werden können. Um diese dringend notwendige Zusammenarbeit zu stärken und das Vertrauen des Mittelstands zurückzugewinnen, muss die Versicherungswirtschaft ihre Kunden wieder in den Mittelpunkt stellen.

Damit die Assekuranz im Tagesgeschäft wieder als verlässlicher Partner wahrgenommen wird, müssen die Servicequalität und die Prozesse spürbar verbessert werden. Ebenso entscheidend sind Versicherungslösungen, die passgenau auf die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen zugeschnitten sind. Statt pauschaler Ausschlüsse und starrer Vorgaben braucht es innovative, flexible Konzepte, die neue Risiken gezielt und bedarfsgerecht absichern. Solche Lösungen entstehen jedoch nur durch einen kontinuierlichen, offenen Dialog zwischen Versicherern und Unternehmen.

Was wir brauchen, ist ein Wandel hin zu einer echten Partnerschaft: Nur durch den regelmäßigen Austausch von Wissen, Erfahrungen und Daten können wir robuste Versicherungslösungen entwickeln, die den dynamischen Anforderungen der Wirtschaft gerecht werden und so die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sichern. Um die aktuellen Herausforderungen zu meistern, müssen wir den Dialog zwischen Versicherern und Mittelstand intensivieren, die Zusammenarbeit stärken und uns auf unser gemeinsames Ziel konzentrieren: eine sichere und erfolgreiche Zukunft für alle Beteiligten.

Die VSMA wird sich daher weiterhin für einen offenen Austausch einsetzen, der das gegenseitige Verständnis fördert und zukunftsorientierte Ergebnisse ermöglicht. Wir verstehen uns als Brückenbauer, der die Interessen des Maschinen- und Anlagenbaus gegenüber der Versicherungswirtschaft vertritt und nachvollziehbar macht.

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Als 100%iges Tochterunternehmen des VDMA bietet die VSMA den Mitgliedsunternehmen umfassende Beratung in Risiko- und Versicherungsfragen. Als VDMA-Mitglied profitieren Sie dabei von einem exklusiven Service: Die Sichtung Ihrer aktuellen Versicherungskonzeption und die Einschätzung Ihres Optimierungspotenzials sind für Sie kostenlos.

 

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Beitragsbild: Moment | Getty Images

Kontakt:
Birger Jeurink
VSMA GmbH – ein Unternehmen des VDMA
Telefon +49 69 6603-1521
bjeurink@vsma.org

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