Die koreanische Reederei Hanjin Shipping hat am 30.08.2016 Insolvenz angemeldet. Hanjin Shipping ist die größte Reederei Koreas und die siebtgrößte Reederei der Welt.

Zusammenfassung der derzeit bekannten Informationen:

Gläubiger von Hanjin Shipping (z.B. Häfen, Spediteure, andere Reedereien etc.) haben derzeit erhebliche Bedenken, dass sie an ihr Geld kommen. Die Gläubiger von Hanjin Shipping werden alles daran setzen, Pfand- oder Zurückbehaltungsrechte geltend zu machen, auf jeden Fall aber die Güter nur gegen Zahlung von „Kosten“ aushändigen wollen.

Diversen Newslettern und Presseberichten folgend haben verschiedene Seehäfen bereits für Schiffe von Hanjin Shipping einen Einlaufstopp verhängt, da sie davon ausgehen, dass Hanjin Shipping die Hafen- und Umschlagsgebühren nicht bezahlen kann. Einige Schiffe von Hanjin Shipping sollen – auf Betreiben von Gläubigern – arrestiert, d.h. festgesetzt worden sein.

Eine Pressemeldung der Nachrichtenagentur Reuters lautet wie folgt:

„cts./(Reuters) Der Preiskampf auf den Weltmeeren fordert ein weiteres Opfer. Die größte Reederei Südkoreas, die Hanjin Shipping, braucht Geld. Der Verwaltungsrat spricht von 1,3 Bio. Won (etwa 1,2 Mrd. $), die das Unternehmen kurzfristig benötigt um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Häfen in verschiedenen Ländern der Welt lassen die Schiffe von Hanjin bereits nicht mehr einlaufen, da sie fürchten, die Koreaner könnten die Rechnungen nicht mehr bezahlen. Hanjin Shipping beantragte am Mittwoch die Insolvenzverwaltung und die Sperrung von Vermögenswerten, wie das zuständige Gericht mitteilte. Das Zentrale Bezirksgericht in Seoul müsse nun entscheiden, ob die weltweit siebtgrößte Container-Reederei erhalten bleibt oder liquidiert wird, sagte ein Richter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Branchenzweite im Land, die Reederei Hyundai Merchant Marine, prüfe bereits die Übernahme von gewinnbringenden Frachtern und von Mitarbeitern, teilte Südkoreas Finanzkommission mit.“

Bitte beachten Sie:

Die Reederei Hanjin Shipping ist über die so genannte „CKYHE Allianz“ mit folgenden Reedereien geschäftlich verbunden:

  • COSCON
  • „K“-Line
  • Yang Ming
  • Evergreen Line

Insofern kann es sein, dass Konnossemente von einer der o.a. Reedereien herausgegeben wurden, die Güter/Container aber tatsächlich mit Schiffen von Hanjin Shipping transportiert werden. Auch möglich ist der umgedrehte Fall, nämlich, dass ein Konnossement von der Reederei Hanjin Shipping herausgegeben wurde, die Güter/Container am Ende dann aber mit einem Schiff der o.a. Reedereien transportiert werden.

Sie könnten also auch dann von diesem Thema betroffen sein, wenn Sie ein Konnossement von einer der o.a. Reedereien haben.

Mögliche Szenarien:

Bereits verschickte Container könnten verspätet ausgeliefert werden

Bereits im Hafen befindliche Schiffe können festgesetzt werden

Bereits im Hafen angelandete Container werden verzögert ausgeliefert

Bereits auf Hanjin Shipping gebuchte Container, müssen auf andere Schiffe umgebucht werden – Verzögerungen sind möglich

Bereits gestaute bzw. im Hafen angelieferte Container müssen umgestaut und/oder umgeleitet werden (Wechsel auf einen anderen Reeder)

Erste Kaianstalten (z.B. auch in Hamburg) haben bereits auf Schiffen von Hanjin Shipping verladene Container wieder entladen, um sicherzustellen, dass man auf den Kosten für das Stauen nicht sitzenbleibt. Diese Kosten wird man sich natürlich erstatten lassen wollen. Möglich ist auch, dass Empfangsspediteure im Zielhafen versuchen, Forderungen an Hanjin Shipping bei den Absendern oder Empfängern geltend zu machen.

In solchen Fällen ist es wichtig, dass – unabhängig davon, wer diese Kosten am Ende tatsächlich tragen muss – die jeweilige Situation schnell entschieden wird, denn Lagergebühren können sehr teuer werden.

Wenn Sie betroffen sind:

Wenn Ihre Güter/Ihre Container noch nicht an Bord eines Schiffes von Hanjin Shipping sind, sollten Sie die von Ihnen beauftragte Spedition umgehend auffordern, die Sendung sofort umzurouten.

Wenn Ihre Güter/Ihre Container bereits an Bord eines Schiffes von Hanjin Shipping sind oder wenn Sie schon mit Zahlungsforderungen, Erklärungen, etc. konfrontiert wurden, sollten Sie sich mit dem konkreten Fall zunächst an Ihren Spediteur, aber auch Ihren Transportversicherer bzw. Makler wenden, um dann mit diesen das weitere Vorgehen abzustimmen.

Da es sich bei hier um ein insgesamt sehr komplexes Thema handelt, muss jeder Fall einzeln betrachtet und geprüft werden. Standardisierte Antworten gibt es leider nicht. Klar ist derzeit nur, dass nicht jede Forderung, die jetzt präsentiert wird, auch tatsächlich gerechtfertigt ist.

 

Kontakt:
Götz-Gregor Duttiné
VSMA – ein Unternehmen des VDMA
Telefon: +49 69 6603-1564
gduttine@vsma.org

image_pdfPDFimage_printDrucken