Die Risiken von Projekten in den Golfstaaten sind mit den Risiken von Projekten in Deutschland und Westeuropa nicht vergleichbar. Dies gilt somit auch für den Versicherungsbedarf. Die aktuelle Isolierung des Emirats Katar zeigt, wie wichtig ein passender Versicherungsschutz ist, der beispielsweise auch politische Risiken absichert, die in Deutschland häufig nur abstrakt vorhanden sind.

Das größte Risiko lauert jedoch bereits in der Vertragsverhandlung, wenn hier Vereinbarungen getroffen werden, die nicht erfüllbar sind.

In der Regel verbieten die Golfstaaten, den Versicherungsschutz für lokale Unternehmen oder dort belegende Sachen aus Deutschland heraus zu stellen. Dies führt dazu, dass Anlagenbauprojekte, für die eine Betriebsstätte gegründet wird, aus aufsichts- oder steuerrechtlichen Gründen lokal versichert werden müssen. Dies betrifft auch kleinere Aufträge und zwar dann, wenn die Versicherung auch für die Interessen des Bestellers gelten muss.

Hier zeigt sich bereits, warum das Risiko in der Vertragsgestaltung zu suchen ist. Werden die Verträge gelesen, als würden die Geschäfte innerhalb der EU stattfinden, so stellen diese auf Grund der Dienstleistungsfreiheit häufig keine Herausforderung da. Die gleichen Anforderungen bei einem Projekt in den Golfstaaten können jedoch zu einem erhöhten Aufwand und höheren Kosten führen, da der Versicherungsschutz lokal eingekauft werden muss.

Allerdings kann auch der Abschluss von lokalen Verträgen kompliziert werden. So verbietet zum Beispiel Saudi Arabien gänzlich den Abschluss von lokalen Versicherungen durch ausländische Unternehmen. Selbst das Vorhandensein einer Steuernummer über eine Betriebsstätte hat sich hierbei als unzureichend erwiesen.

Gerne sehen die Vertragsentwürfe der Besteller auch eine Auflistung der erlaubten Versicherungsgesellschaften vor. Den eigenen Versicherer wird man hierbei vergeblich suchen.

Auch sonst ist Vorsicht geboten. Wenn die zugelassenen Versicherer nicht namentlich benannt sind, wird stattdessen gerne ein „Rating“ aufgeführt. Dieses müssen die Versicherer vorweisen, die dass Projekt versichern. In Deutschland lassen sich aus Kostengründen nur die international agierenden Versicherungsgesellschaften von den Ratingagenturen bewerten, so dass auch hier geprüft werden muss, ob der eigene Versicherer den Anforderungen gerecht wird.

Sind diese Hürden genommen, so muss geprüft werden, welche vom Auftraggeber geforderten Versicherungen oder Erweiterungen nicht vorhanden sind. Neben den üblichen Forderungen nach den Sozialversicherungen, für die ein Nachweis häufig schwer ist, muss bei den Golfstaaten berücksichtigt werden, dass diese stark vom französischen Recht geprägt wurden. Spezielle Forderungen können dann nicht oder nur mit einem enormen Aufwand erfüllbar sein.

Wir empfehlen daher, Versicherungsanforderungen frühzeitig zu prüfen, damit es nach Vertragsunterschrift nicht zu bösen Überraschungen kommt.

 

Beitragsbild: Cimmerian / iStock

 

Kontakt:
Patrick Römer
VSMA – Ein Unternehmen des VDMA
Telefon +49 69 6603-1579
proemer@vsma.org

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