„Das Jahr 2020 ist in mehrfacher Hinsicht außerordentlich“, erklärt Birger Jeurink, Geschäftsführer der VDMA-Dienstleistungstochter VSMA. Zusätzlich zur katastrophalen Corona-Pandemie und der damit verbundenen teils existenziellen Schwierigkeiten für die Unternehmen, kommen nun auch wieder die Versicherer mit weiteren Forderungen. Bereits in den vergangen zwei Jahren konnte man erste Bestrebungen der Versicherer in Richtung einer Ergebnisverbesserung beobachten. Diese beschränkten sich in der Vergangenheit beim Mittelstand noch überwiegend auf die Feuer- und Sachversicherung sowie auf schadenbelastete Verträge. Nun werden die Forderungen allerdings sehr massiv und mit entsprechendem Nachdruck in fast allen Versicherungssparten präsentiert.

Weder die negative Ertragslage auf dem Kapitalmarkt noch die schlechten Verläufe in den industriellen Versicherungssparten sind neu. Beides ist schon lange bekannt. Die Versicherungsbranche hat sie nur lange verdrängt und dann erst viel zu spät und zu verhalten angepackt. Nun kommt unerwartet Corona und zwingt die Versicherer zum Handeln. „Bringen wir es auf den Punkt: Jahrelang hat die Assekuranz gezaudert und will jetzt mit der Brechstange die Heilung herbeiführen“, sagt Seiring. Und dies zur ungünstigsten Zeit.

Jahrelang haben sich die Versicherer auf die Erträge aus dem Kapitalmarkt verlassen. Damit wurden die negativen versicherungstechnischen Ergebnisse ausgeglichen. Seit einigen Jahren können am Kapitalmarkt kaum noch Gewinne erzielt werden. Nachdem nun auch die letzten Speckpolster fast aufgebraucht sind, wird der Druck auf die Branche, Ergebnisverbesserungen zu erzielen, extrem hoch.

Neben den klassischen Instrumenten, wie Prämienerhöhung, der Vereinbarung von höheren Selbstbehalten, Malusvereinbarungen oder Forderungen nach einer verbesserten Risikosituation, erleben wir aktuell vor allem eine massive Rückzeichnung, insbesondere bei den industriellen Sachversicherungen, berichtet Patrick Römer, Ressortleiter Sach und technische Versicherungen bei der VSMA. Es stehen immer weniger Versicherer zur Verfügung, um den notwendigen Versicherungsschutz bereitzustellen. Bisher ist man in der Feuer- und Sachversicherung von mittelständischen Unternehmen neben einem führenden Versicherer meist mit einem oder zwei Beteiligten ausgekommen. Zukünftig braucht es teilweise doppelt so viele Risikoträger. Die Konsolidierung des Versicherungsmarktes durch Fusionierungen, Aufkäufe und Marktausstiege erschwert diese Situation zusätzlich. Es ist damit zu rechnen, dass es auch für den Mittelstand immer schwieriger wird, ausreichend Kapazitäten einzukaufen.

Jenseits dieser Probleme kommen nun noch zwei neue Ausschlüsse auf den Markt. Der Cyber- und der Pandemie Ausschluss Dieser soll nach Wunsch der Versicherer möglichst über alle Sparten vereinbart gelten. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich diese beiden Ausschlüsse durchsetzen werden. Die anstehenden Verlängerungsverhandlungen werden hierdurch aber erschwert. Die Versicherer berufen sich auf den Rückversicherungsmarkt, was die Verhandlungen über die Ausschlüsse behindert.

Beitragsbild: winyuu / iStock

Kontakt:
Herr Birger Jeurink
VSMA GmbH – ein Unternehmen des VDMA
Telefon +49 69 6603-1521
bjeurink@vsma.org

image_pdfPDFimage_printDrucken