Das von der EU geplante Verbot von rund 10.000 per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) hat in diesem Jahr für viel Aufsehen gesorgt. Das hat auch die Versicherungswirtschaft aufgeschreckt. Im September forderten mehrere Versicherer, Haftpflichtansprüche wegen PFAS-bedingter Schäden aus den Versicherungsverträgen auszuschließen. Eine Forderung zur Unzeit, befand die VSMA GmbH und setzte sich aktiv für ein Umdenken ein. Mit Erfolg!

Geplantes PFAS-Verbot beunruhigt Maschinen- und Anlagenbauer
Das von der EU geplante generelle PFAS-Verbot würde im Maschinen- und Anlagenbau ganze Produktionsprozesse gefährden. Denn viele PFAS-Stoffe sind derzeit noch unersetzlich. Das gilt nicht nur für unverzichtbare Bauteile wie Dichtungen, sondern auch für wichtige Technologien der Energiewende wie Windkraftanlagen, Brennstoffzellen, Solaranlagen oder Wärmepumpen. Der VDMA fordert daher zu Recht Ausnahmeregelungen für Fluorpolymere und für PFAS, die sich in Maschinen befinden und nicht in direktem Kontakt mit der Umwelt stehen. Mehr dazu in der VSMA Kolumne vom Oktober.

Haftpflichtversicherer fordern PFAS-Ausschluss
Obwohl das geplante PFAS-Verbot noch nicht entscheidungsreif ist, sind einige Versicherer an die VSMA mit der Forderung herangetreten, Haftpflichtansprüche wegen PFAS-bedingter Schäden vollständig aus den Versicherungsverträgen auszuschließen. Aufgrund der weitreichenden Folgen eines solchen Ausschlusses für ihre Kunden wollte die VSMA dieser Forderung nicht nachkommen – und intervenierte. Auf Initiative der VSMA wurde das Thema auf der Fachtagung des Gesamtverbandes der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) und in verschiedenen Pressemitteilungen in den Fokus gerückt. In diesem Zusammenhang wurden die Haftpflichtversicherer zu einem Risikodialog mit Experten des VDMA eingeladen, um sich ein Bild über den Einsatz von PFAS-Stoffen im Maschinen- und Anlagenbau zu machen.

VSMA-Initiative zeigt erste Erfolge
Das Engagement der VSMA hat bereits zu positiven Entwicklungen geführt, die viele Maschinen- und Anlagenbauer beruhigen dürften: Die Haftpflichtversicherer, die bereits einen Ausschluss gefordert hatten, haben ihre Forderung zurückgezogen. Auch die Einladung der VSMA zu einem Risikodialog mit der VDMA-Expertin für PFAS, Dr. Sarah Brückner, und der VSMA-Haftpflichtspezialistin und Diplom-Betriebswirtin Claudia Sedlacek-Dechert blieb nicht ungehört. Mehrere Versicherer zeigten sich interessiert und gesprächsbereit. Da von den Erstversicherern häufig das Argument vorgebracht wird, Ausschlüsse würden von den Rückversicherern gefordert, erschien es taktisch sinnvoll, zunächst die Rückversicherer ins Boot zu holen. Die Einladung zum ersten Risikodialog ging daher an die Rückversicherer – der Termin hat inzwischen stattgefunden.

Eindrücke vom ersten Risikodialog
Die überwiegenden Schwierigkeiten im Zusammenhang mit PFAS werden von der Versicherungswirtschaft im Zusammenhang mit möglichen Umweltschäden gesehen. Hier konnte die Expertin des VDMA, Dr. Sarah Brückner, anhand ihrer Erfahrungen sehr gut veranschaulichen, wo die Verbandsmitglieder PFAS im Detail einsetzen und damit zu einer besseren Einschätzung der Situation beitragen. Gerade bei den am häufigsten verwendeten Fluorpolymeren wie PTFE und FKM bestehen solche Umweltrisiken vor allem bei der Herstellung und Entsorgung der PFAS. Damit stehen die meisten Maschinen- und Anlagenbauer nicht im Fokus der Rückversicherer. „Die Idee, einen Risikodialog zu führen, war genau richtig“, berichtet Claudia Sedlacek-Dechert, Leiterin des Ressorts Haftpflicht bei der VSMA. „Der Austausch von Argumenten und Einschätzungen aller Beteiligten hat das gegenseitige Verständnis gefördert. So konnte das Thema PFAS-Ausschluss von allen Seiten beleuchtet und Lösungsansätze diskutiert werden“.

Zwischenfazit und Ausblick
Der erste Risikodialog hat gezeigt, dass das Thema PFAS-Ausschluss für die Rückversicherer im Bereich der Produkthaftpflichtversicherung für den Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland derzeit keine Bedeutung hat. Nun gilt es, auch die Erstversicherer zu überzeugen. Weitere Termine für Risikodialoge sind bereits geplant. Die VSMA geht davon aus, dass damit die Befürchtung der VDMA-Mitglieder, die Haftpflichtversicherer könnten PFAS komplett aus ihren Policen ausschließen, zunächst gebannt ist.

Beitragsbild: isak55 / Shutterstock

Kontakt:
Frau Claudia Sedlacek-Dechert
VSMA GmbH – ein Unternehmen des VDMA
Telefon +49 69 6603-1758
csedlacek@vsma.org

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